Oftmals spielt einem das Gehirn einen Streich, obwohl es in der Lage ist, bildliche Information in Bruchteilen eines Augenblicks zu verarbeiten. Ich bin zwar kein Neurologe und auch nicht bewandert in der Entwicklungsgeschichte des menschlichen Hirns, aber ich stelle mir vor, dass es ein wesentlicher Entwicklungsschritt der Evolution ist, dass wir bildliche Information, auch wenn sie am Rande unseres Blickfeldes auftaucht, intuitiv verarbeiten können. Dabei ist unser Hirn sicherlich durch unsere Lebensumstände konditioniert. Wurde in Urzeiten dem Mensch ein Raubtier selten zum Verhängnis, weil er es praktisch am Rande seines Blickfeldes erahnen konnte, so schützt mich in der Neuzeit vielleicht dieser Reflex davor, beim Überqueren der Straße von einem unerwartet auftauchenden Fahrzeug überrollt zu werden.
Diese schnelle Informationsverarbeitung des Gehirns, kann natürlich auch Fehler hervorrufen. Man denke an einen harmlosen Schatten, der einen streift und zusammenzucken lässt. Mir ging es neulich so, als ich in unserer Straße an einer Praxis für Physiotherapie vorbei ging. Draußen neben der Tür hing eine Box mit Flyern, die Reklame machen sollten für die Behandlung in der Praxis. Nur aus dem Augenwinkel erahnt, schoss mir reflexartig die Frage durch den Kopf, warum hier jemand Reklame mit zwei Figuren macht, von den eine die andere bespringt. Beim zweiten Hinschauen kam dann die Erkenntnis, dass das Bild wohl harmlos ist. Übrigens stellt sich hier genau der umgekehrte Effekt zum Betrachten des in diesem Beitrag besprochenen Plakats dar: anstelle eines flüchtigen ersten Eindrucks bekommt man dort erst beim zweiten Nachdenken einen zweifelhaften Eindruck.
Honi soit qui mal y pense. Vielleicht liegt das auch nur an meiner Konditionierung.